Schnieke Bar und Gastfreundschaft im Kiezeck
Shownotes
Ein Barbesuch in der Berliner Innenstadt. Die Bar ist schick, voll und laut, wir dürfen uns unseren Platz nicht aussuchen. Hinter der Bar wird produziert, hier bin ich "Consumer".
Wenige Tage später im Kiezeck nahe meinem Haus. Ich öffne die Tür, mich empfängt ein nettes Lachen. Ich fühl mich hier wollkommen und in Ruhe gelassen. Inzwischen arbeiten hier fünf Menschen an Laptop, auf ziemlich kleinem Raum. Dennoch ist es richtig gemütlich.
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Schnieke Bar und Gastfreundschaft im Kiezeck
Ein Barbesuch in der Berliner Innenstadt. Die Bar ist schick, voll und laut, wir dürfen uns unseren Platz nicht aussuchen, sondern werden zum Warten an die Tür zurück geschickt. Nachdem wir uns am zugewiesenen Tischchen hingesetzt haben, werden wir nochmal umgesetzt, damit noch mehr Leute am Nachbartischchen Platz finden. Dafür gibt es dann keine Getränkekarte, sondern wir werden auf den QR-Code am Tisch verwiesen. Mein Freund aus London lädt sich also erstmal die WLAN Verbindung runter, um dann die Getränke online zu bestellen und netterweise auch gleich zu bezahlen.
Zehn Minuten später kommt wer vorbei und fragt, was wir trinken wollen, da haben wir aber schon bestellt. Noch eine Viertelstunde später kommt auch der Drink. Keine Zwanzig Minuten später, wir sitzen noch vor halbvollen Gläsern, die nun wirklich überflüssige Nachfrage, ob wir noch was wollen. Wir unterhalten uns gut, doch mich stört etwas an dem ganzen Setting: es fehlt das Gefühl hier erwünscht zu sein.
Hinter der Bar wird produziert, hier bin ich "Consumer" die Mitarbeitenden rennen, sind mit vielen unnötigen Handgriffen und der Masse an sinnlosen Aufgaben überfordert. Es ist laut, aber es finden keine Gespräche zwischen Fremden statt. Das Setting macht müde, und so brechen wir dann auch bald auf, Morgen ist auch noch ein Tag.
Was mich umtreibt, ist die Frage, ob sich die Gastronomie wirklich einen Gefallen tut, wenn sie immer mehr Schritte digitalisiert und effizienter gestaltet. Die Mitarbeitenden haben meinem Eindruck nach nicht wirklich weniger zu tun, ihnen bleibt aber kaum Raum um Gastgeber zu sein. Sie sind mit technischen Geräten beschäftigt und statt Trinkgeld für Menschen, zahlen wir Kunden Geld für Apps und Organisationstools. Die Betriebe, die in der Stadt, fertig gekochte Lebensmittel bis an die Haustüre liefern boomen. Dafür wird richtig viel Geld ausgegeben. Muss ich mir in der Gastronomie mein Essen auch online bestellen, es selber an der Theke holen und am Ende abdecken, ist der Schritt einfach schnell online zu bestellen ein logischer.
Wenige Tage später, der Barbesuch ist mir nicht aus dem Kopf gegangen. Ich beschließe meine Gedanken dazu in einem Lokal nieder zu schreiben. Das passt ja. Den Laptop im Rucksack und im Kopf bereits Eingangssätze formulierend stehe ich kurz drauf vor einer Bar in der Nachbarschaft. Diese hat groß angeschlagen, dass man tagsüber nun auch mit Laptop da arbeiten darf. Schöne Idee. Leider ist das Lokal am Montag Morgen um 11 Uhr zu. Das zweite Cafe am Platz ist ebenfalls geschlossen und hat zusätzlich ein fettes "keine Laptops! Schild" an der Tür.
Also spaziere ich zurück bis zum Eckkaffee nahe meinem Haus. Ich öffne die Tür, mich empfängt ein nettes Lachen, die Augen lachen mit. Ich werde begrüßt und merke beim Blick in den kleinen Raum rasch, dass sich die Frage nach Laptoparbeit erübrigt. Drei andere sitzen an ihren Laptops, eine Frau telefoniert in einer mir unbekannten, wohlklingenden nordischen Sprache, eine Frau liest Zeitung. Die Kaffeemaschine brummt, gute Musik läuft mir wird mein Kaffee und ein knuspriges Croissant gebracht. Schön, ich fühl mich hier willkommen und in Ruhe gelassen.
Die Gespräche an der Bar drehen sich um Themen wie „Zimmer streichen mit Kalkfarben“, um Konzerte und es wird gelacht. Die Stimmung ist im besten Sinne unaufgeregt, obwohl sich nach und nach alle Tischchen füllen. Mittags gibt es zwei Gerichte als Mittagstisch, Nachmittags kommen dann die Eltern mit ihren Kindern zum Eisessen, abends ist hier eine Weinbar. Alles auf ziemlich kleinem Raum.
Inzwischen arbeiten schon fünf Menschen an Laptops im Raum, nein sogar schon sechs! Dennoch ist es richtig gemütlich. Okay, ich mag den Musikstil der hier gespielt wird. Es ist sichtbar der Musikstil der Frau hinterm Büffet, der Gastgeberin. Nun scheint auch noch die Sonne. Zeit mit dem Schreiben zu einem Ende zu kommen und in den Garten zu fahren.
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