Die Farben der Jahreszeiten

Shownotes

Jahreszeiten genau beobachten, besonders schöner Abschluss des Gartentages, Zweig mit Hagebutten, silbergrauer Ölweidezweig mit korallenroten Beeren, Stauden in blau-lila, weisse Vergissmeinnicht, Farbschema, Blühfarben, Farbigkeit des Gartens, alles blüht früher, was blüht im Sommer?, Rückschnitt von Stauden, Teekräuter sammeln, bläulich leuchtender Schnee

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Die Farben der Jahreszeiten

Nicht nur im Frühling, verdienen es die Jahreszeiten genau beobachtet zu werden. Nach einem Tag im Garten, nach Jäten, Rasenmähen, Kompost umsetzen und Büsche schneiden, nach dem leidigen Abwasch und dem wieder rein Räumen der 37 Dinge, die sich im Verlauf des Tages im Garten verteilt haben, habe ich mir deshalb einen besonders schönen Abschluss des Gartentages zur Gewohnheit gemacht.

Nun darf ich Kräuter und Beeren ernten um den Geschmack des Gartens mit nach Hause zu nehmen und einen Strauß machen: Bei jedem Wetter, in jeder Jahreszeit. Manchmal ist es nur ein kleiner Zweig mit ein paar Hagebutten. Im November ist es vielleicht ein silbergrauer Ölweidezweig mit korallroten Beeren. In der Jahresmitte schmückt die nächsten Tage ein mal zarter, mal üppiger Blumenstrauß, den Esstisch.

Beim Zusammenstellen dieses Gesteckes zeigt sich auch gut, welche Farben die Jahresphase gerade hat. In meinem Garten stehen viele sich selbst versamende Blumen und Stauden, die eigenmächtig entscheiden, wann sie blühen wollen. Gerade ist Blau-Lila in voller Pracht: hellblaue Vergissmeinnicht und dunkelviolette Akelei, kugelförmiger Zierlauch neben lila Flieder und die blaulila Berg-Flockenblume blühen um die Wetter. Ganz vereinzelte weiße Vergissmeinnicht, letzte Apfelblüten und Erdbeerblüten setzen noch weiß-lila Akzente. Sogar die viel kleineren Schnittlauchblüten im Gemüsebeet, passen ins Farbschema. Während die letzten Kugellauchblüten aufblühen, und die Vergissmeinnicht schon reichlich Samen ansetzen, zeigen sich die ersten Vertreterinnen der nächsten Farbphase, noch zaghaft und vereinzelt.

Sie werden sie in den nächsten Wochen die Blühfarbe meines Gartens und des Gartentag-Straußes bestimmen: Gelb-Orange-Pink. Die gelben Butterblumen sind die Vorreiter, die sich überall in die Beete schmuggeln, eine einzelne zitronengelbe Taglilienblüte steht vor der roten Laube, an der sich die Rosen hochwinden, deren Knospen Farbe annehmen und das dunkle Pink zu zeigen beginnen, in dem sie bald üppig blühen. Morgen fahre ich für vier Tage weg. Komme ich wieder, wird sich die Farbigkeit des Gartens grundsätzlich geändert haben. Umso schöner, das Farbspiel jeweils sorgsam einzufangen und sich die Tage Zuhause daran zu erfreuen.

Einen bitteren Beigeschmack hat das Sträuße binden je länger, je öfter im Sommer. Der Frühling beginnt immer zeitiger, gut für mich, als „Endwinter-Muffel“, doch blüht damit alles früher. Oftmals schon bevor die Insekten aus ihren Winterquartieren gekrochen sind. Und bei 26 bis 28 Grad im Mai, beginnt manch eine Sommerblume verfrüht ihren bunten Reigen. Schön anzusehen, doch immer häufiger stellt sich mir die Frage: Was blüht dann im Sommer? Wovon können sich Bienen und andere nektarsammelnde Insekten im Juli, August, September und Oktober ernähren? Vielleicht bis in einen allzu warmen November hinein? Manchmal hilft ein zeitiger Rückschnitt, so dass die Stauden in eine zweite Blüte kommen, wie beim Frauenmantel. Die spätblühenden Japan-Anemonen, Ringelblumen, Astern und Borretschblüten sind rege besucht von kleinen Bienen und mächtigen Brummern. Manch eine Stunde verbringen ich damit verblühende Blüten auszuschneiden, um die Bildung neuer Blüten anzuregen. Wo nichts blüht, werden Insekten nicht satt.

Besonders viel Freude macht es, wenn sich die Blütenblätter – wie bei den Ringelblumen - trocknen lassen. Sie tauchen im Winter dann als sommerlicher Gruß in der Teemischung auf und setzen gelbe und orange Farbtupfer.

Ja, und wenn es dann draußen tatsächlich mal schneit ist es Zeit für den „Ersten Schnee Spaziergang“. Den habe ich mit 14, oder 15 Jahren mit meiner besten Freundin begonnen. Hat es das erste mal richtig geschneit, sind wir – egal um welche Tageszeit – raus, haben uns getroffen und den Winter mit einem Spaziergang begrüßt. Auch heute noch hält mich beim Anblick von fallenden Schneeflocken nichts in der warmen Stube. Egal ob Morgens um 6 Uhr - noch im Dunkeln - oder spät Abends. Nie ist der Winter in der Stadt schöner, als in den ersten Stunden nach dem Schneefall. Der Schnee deckt alle Baustellen und Wunden sorgsam zu. Das Weiß schluckt Dreck und das viele Grau der Großstadt. Der Schnee leuchtet mal bläulich, mal in einem warmen Ton von alten Laternen. Die Zweige der großen Stadtbäume sind dunkel und es ist wunderbar still.

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